Mittwoch, 10. Februar 2010

Das Dilemma des inneren Gefängnisses

Manchmal stellt man mir die Frage wie es denn in Zukunft bei mir weitergeht. Ob ich denn von meiner Schreiberei auch später leben könne. Und wie es denn mit meiner Altersvorsorge aussehe.

Ich finde solche Fragen immer sehr spannend. Ich soll mir also Sorgen machen wie es denn in ein paar Jahren um mich bestellt sein könnte. Altersvorsorge und solche Dinge.
Selbstverständlich ist es wichtig an seiner Zukunft zu arbeiten. Denn alles was wir heute tun hat Auswirkungen auf das morgen. Aber, weiß ich was morgen tatsächlich sein wird? Oder ob ich in einem anderen Job erfolgreich sein werde? In einem Job, der mir möglicherweise keine Befriedigung gibt, spirituell als auch monetär?

Diese Fragen will ich gleich zu Anfang beantworten.
Ich weiß nicht wie es in Zukunft bei mir weitergeht. Ich weiß nicht ob ich von meiner jetzigen Tätigkeit auch später leben kann. Ich weiß nicht wie es mir im Alter ergeht.
Und es ist gut dass ich all das nicht weiß.

Doch eins weiß ich: Ich lebe im Hier und Jetzt. Ich genieße genau diesen Augenblick – dabei verschwende ich keinen Gedanken an das was war und das was kommen wird. Der morgige Tag wird für alle Dinge sorgen, die ich benötige. Und das ganz umsonst.

Letztes Jahr besuchte ich ein Seminar für Existenzgründer. Die Teilnehmer setzten sich aus den verschiedensten Berufsgruppen, von jüngerer bis mittlerer Generation zusammen. Nur eine Teilnehmerin, eine resolute und gebildete ältere Dame fiel aus dem Raster. Mit ihren 63 Lenzen hatte sie noch mal den Mut aufgebracht einen neuen Weg einzuschlagen und sich selbstständig zu machen. Was einen der Teilnehmer zu der Aussage trieb, da müsse sie in ihrem Leben doch was falsch gemacht haben. Meine Erwiderung, woher er denn wisse was diese Dame falsch gemacht haben könnte, fegte er mit der Aussage hinweg, dass man schließlich mit 63 im Rentenalter wäre und sie es offensichtlich noch nötig hätte zu arbeiten. Wahrscheinlich dem Umstand geschuldet in der Vergangenheit zu wenig gearbeitet und in Folge dessen eben auch zu wenig in die Sozialkassen eingezahlt zu haben.
Diese Aussage, eines eigentlich eloquenten und ebenfalls gebildeten Mannes in den Vierzigern, hat mich zutiefst nachdenklich gemacht.
Was heißt eigentlich Arbeit? Was bedeutet das? Die Dame hat eine Tochter, wie sie berichtete. Es liegt nun nahe dass sie aus Erziehungsgründen ihre Berufstätigkeit unterbrochen hat um sich ihrem Kind zu widmen. Darüber hinaus ist unbekannt wie hoch das Einkommen bis dato gewesen war. Selbst wenn sie damals in ihren jüngeren Jahren entschieden hätte das Leben einfach zu genießen und die Pflicht der Arbeit ins Alter zu verschieben, so bliebe es doch ihre eigene persönliche Entscheidung. Dafür hat sie vielleicht aber besser gelebt als viele andere in ihrer Umgebung.
In unserer Gesellschaft definiert sich der Einzelne ausschließlich über Arbeit und Leistung.
Etwas arbeiten bedeutet aber innerhalb dieser Definition körperliche, stressige, abhängige Tätigkeit die anstrengen muss, denn sonst hat man ja nichts getan. Wieviel man dafür bezahlt bekommt ist dabei unerheblich. Hauptsache knechten, stressen und darüber jammern wie schwer das Leben doch ist.
Selbstverständlich hat man jede Arbeit anzunehmen, die sich bietet, auch wenn dafür nur ein Euro pro Stunde bezahlt wird. Wichtig ist dabei, immer zu betonen dass man ja ganz fleißig arbeitet aber der Job einen so richtig fertig macht. Jammern jammern jammern. Das darf auf keinen Fall vergessen werden. Aber an der Situation etwas ändern geht natürlich nicht, es sei denn man hat schon den nächsten schlecht bezahlten Job in Aussicht. Einfach so aussteigen ist keinesfalls zu tolerieeren. Womöglich auch noch dem Staat auf der Tasche sitzen? Aber Hallo, wo kommen wir denn da hin? Also immer schön weiter in der Tretmühle und nicht vergessen regelmäßig und wahlweise, je nach Bedarf, die Arbeitslosen, die Hartz IV Empfänger, die Ausländer, die Lebenskünstler und all diejenigen für seine eigene prekäre Situation verantwortlich zu machen welche nicht mit dem Strom schwimmen.
Showmillionäre, Sportmillionäre, überbezahlte Schauspieler, hohe Funktionäre in Industrie und Politik sind davon natürlich ausgenommen. Schließlich "leisten" sie ja auch was. Dafür geben wir doch gerne unser sauer verdientes Geld, um sie in den Festhallen, Stadien, großen Sälen und im TV und Radio beklatschen zu dürfen. Natürlich nur wenn wir auch noch an Eintrittskarten herankommen, die wir mühevoll zu erkämpfen bereit sind. Wenn nicht bleibt uns immer noch der Trost auf die Live Berichterstattung im TV.

Und über all diese Dinge vergessen wir völlig dass unser Leben immer im Hier und Jetzt stattfindet. Nicht gestern oder morgen, nicht vor einer Sekunde oder in der nächsten Sekunde. Sondern hier und genau in diesem Augenblick.
Was nützt mir ein mieser, schlecht bezahlter Job, der mir kaum Möglichkeiten zum Leben bietet und darüber hinaus nicht genug Geld übrig bleibt um es für ein schönes Leben im Alter zurückzulegen?
Was nützt mir ein stressiger, gut bezahlter Job, der mich auf Dauer krank macht. Und das Vermögen, das ich für mein Alter zur Seite legte, für Arztbehandlungen, teuren Medikamenten und womöglich einem teuren Pflegeheim draufgeht.
Was nützt mir viel Geld, wenn schon morgen ein Währungszusammenbruch kommt, Unruhen entstehen, womöglich ein Krieg ausbricht? Was also nützt mir dann ein "sicherer" Job, nur um des Geldes willen? Geld das ich jetzt besitze, sollte ich jetzt ausgeben um jetzt zu leben.
Ich habe dreißig Jahre ununterbrochen abhängig gearbeitet. Ich weiß also wovon ich spreche.
Nach über 150 erfolglosen Bewerbungen (und ich bin recht gut qualifiziert), habe ich aus der Not eine Tugend gemacht und arbeite jetzt als freiberuflicher Autor.

Ja, ich kann leicht reden, noch geht’s mir ja gut. Aber was, wenn mein Erspartes aufgebraucht ist und ich bis dahin kein Einkommen mehr erziele?
Dann kann ich sagen: Ich habe gelebt. Und zwar jeden Moment, jede Sekunde und jeden Augenblick genossen und das Leben in mich aufgesaugt. Ich habe getan was ich am besten kann: Viel gelesen, geschrieben und geliebt.

Mittwoch, 3. Februar 2010

Für die "Durchschnittlichen"

Ich möchte hiermit eine Lanze für die „Durchschnittlichen“, die „Normalen Menschen“ brechen.

Die Normalos dieser Welt spielen die Hauptrollen. Die ach so "tollen" Popstars, Schauspieler, Sportler, Politiker und die Industriellen sind nicht das Leben. Nein ganz im Gegenteil, in den häufigsten Fällen sind sie sogar eine Belastung. Weil sie Lügen verbreiten, falsche Bilder erzeugen und schlechte Vorbilder sind, wie etwa eine Heidi Klum oder ein Dieter Bohlen.

Die einfachen Menschen, diejenigen die vermeintlich nichts Besonderes vorzuweisen haben, die vermeintlich nichts Großartiges bewegen und "nur" ihrer täglichen Arbeit nachgehen –Sie sind die Wahrheit, das wahre Leben. Ohne sie geht nichts in dieser Welt.

Damit die Welt sich immer weiter dreht braucht sie genau diese Menschen und nicht die oben aufgeführten Nichtsnutze.

Natürlich gibt’s es die Ausnahmen in de Promiwelt. Insbesondere diejenigen die die schönen Künste bedienen. Denn wer will schon auf Spaß und Freude verzichten. Doch ich will die öffentliche Gewichtung umkehren und rufe nach draußen: Ihr die „Normalen“ seid das wirkliche Leben und ihr seid das Wertvollste auf dieser schönen Welt.

Lasst euch nicht an den Rand drängen. Steht auf, zeigt euch! Denn ihr seid das Rückgrat der Gesellschaft. Die Herrscher wollen euch mit voller Absicht unten halten. Immer wieder betonen sie eure unbedeutende Existenz und benutzen für diese suggestiven Botschaften die Medien, wie Radio, TV, Zeitungen, Schulen und Universitäten. Ihre widerlichen Handlanger sind die Redakteure, Moderatoren, Showstars und Nachrichtensprecher, die in selbstgefälliger Großkotzigkeit, selbstverliebt ihre eigene Peson zum Mittelpunkt erklären und sich als "Star" betrachten, sich über euch stellen, weil sie glauben sie seien mehr wert und ihre eigentliche Pflicht – nämlich die Aufklärung über die wahren Hintergründe und die Lügen in dieser Informationsgesellschaft knallhart aufzeigen, schlichtweg missachten.